Die Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitswesen haben materielle Anerkennung für ihre herausragende Leistung verdient, schon immer und jetzt noch mehr!
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di fordert alle Arbeitgeber im systemrelevanten Sozial- und Gesundheitswesen zur Zahlung einer Prämie in der Coronakrise auf. Die Prämie soll 500 Euro steuerfrei für jeden Monat betragen, in dem die Pandemie andauert.
„Es gibt bereits Arbeitgeber, die dieses Signal setzen. Ganz unbürokratisch. Zum Beispiel will das Klinikum Mittelbaden 1500 Euro an alle Beschäftigten und Auszubildenden, einschließlich der Altenpflegebereiche sowie der Service-Tochtergesellschaft, auszahlen. Dies gibt es bisher noch nicht in der Region Rhein-Neckar, das muss sich jetzt schnell ändern“, so Monika Neuner, ver.di-Ansprechpartnerin vor Ort für den Bereich Gesundheit und Soziales.
Nach Ansicht von ver.di müssen die Prämien in allen Bereichen des Sozial- und Gesundheitswesen bezahlt werden: in den Krankenhäusern und Psychiatrien, den Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten, in den Einrichtungen der Jugendhilfe und der Behindertenhilfe, im Rettungsdienst und den sozialen Diensten.
„Wir haben jetzt erste Arbeitgeber in der Region direkt aufgefordert, diese Prämie zu zahlen, zum Beispiel die Uniklinika in Mannheim und Heidelberg, das Zentrum für Psychiatrie in Wiesloch, die Schmieder-Rehaklinik und die SRH-Klinik in Heidelberg sowie für die Behindertenhilfe die Heidelberger Werkstätten der Lebenshilfe.“, so der ver.di-Bezirksgeschäftsführer Jürgen Lippl.
Monika Neuner, ver.di-Ansprechpartnerin vor Ort für das Sozial- und Gesundheitsweisen unterstreicht: „Überall in den Einrichtungen und sozialen Diensten wird unter schwierigen Bedingungen unser Gemeinwesen aufrechterhalten. Viele sind extremen Bedingungen und hohen Risiken ausgesetzt. Das muss jetzt besonders honoriert werden“
Die Prämie soll nicht nur die Pflegekraft und die Ärztin erhalten, sondern auch z.B. die technische Assistentin in den Laboren, die Heilerziehungspflegerin im Wohnheim für Menschen mit Handicap, die Sozialarbeiterin in der Familienhilfe, die Therapeutin in der Psychiatrie, die Erzieherin in der Jugendhilfe oder Notbetreuung, die Kollegin in Verwaltung und Reinigung. „Besonders die Kolleginnen und Kollegen im Reinigungsdienst, die häufig mit kleinem Geld abgespeist unter hohem Arbeitsdruck arbeiten müssen, will ich hervorheben.“, so Monika Neuner weiter.
Regina Albrecht, Krankenpflegerin an der Uniklinik Heidelberg und regionale ver.di-Vorsitzende des Bereichs Gesundheit und Soziales, erläutert: „Auch Beschäftigte aus Küche, Wäscherei, Technik, Zentralsterilisation und weiteren Bereichen sind zentral wichtig fürs Funktionieren eines Krankenhauses, gerade auch jetzt. In vielen Krankenhäusern der Region, so auch bei den Uniklinika in Heidelberg und Mannheim sowie den GRN-Kliniken und dem Zentrum für Psychiatrie Wiesloch, haben Arbeitgeber diese Beschäftigten mit dramatischen Lohnverlusten in Tochtergesellschaften ausgegliedert.“
Bernd Gräf, Physiotherapeut und ver.di-Kollege an der Universitätsmedizin Mannheim betont: „Ohne Logistik, Reinigung und Patientenservice sind Krankenhäuser nicht handlungsfähig. Gerade die Reinigungskräfte haben jetzt eine hohe Verantwortung im Kampf gegen den Virus. Eine Vernachlässigung der Hygiene und des Infektionsschutzes können wir uns als Gesellschaft nie und vor allem derzeit nicht erlauben.“
Darum fordert Jürgen Lippl, ver.di-Bezirksgeschäftsführer die Arbeitgeber auf: „Machen Sie keinen Unterscheid zwischen den Berufsgruppen und auch nicht zwischen der sogenannten ‚Stammbelegschaft‘ und den Beschäftigten in den Tochtergesellschaften. Alle haben eine Prämie verdient! Denn alle Beschäftigten in den Einrichtungen, die aktuell Herausragendes leisten, arbeiten als Team für unsere Gesundheit und unser Wohlergehen als Gesellschaft!“
Seine Kollegin Monika Neuner ergänzt: „Wir brauchen jetzt eine schnelle Entscheidung der Arbeitgeber und ein deutliches Signal auch der materiellen Anerkennung, denn Klatschen alleine reicht nicht!“ und weiter: „Für die Beschäftigten kann diese Prämie nur der Anfang sein. Keinesfalls lassen sich damit alle Mehrbelastungen und Risiken jetzt und für die Zukunft abgelten.“
Die Krise zeigt deutlich die Schwachstellen im Sozial- und Gesundheitswesen auf. „Es kann nicht sein, dass Gesundheit und Wohlfahrt immer mehr der wirtschaftlichen Profitlogik folgen muss. Wir brauchen eine Finanzierung nach dem Selbstkostendeckungsprinzip. Hier muss die Politik nach der Krise die falschen Entscheidungen der Vergangenheit korrigieren.“, so Regina Albrecht.
Auch Bernd Gräf ist sich sicher: „Nach der Bewältigung der Krise werden wir Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen uns erneut mit Forderungen melden müssen. Wir müssen kämpfen für eine menschliche und bedarfsorientierte Versorgung mit ausreichend Zeit für Patient*innen, Bewohner*innen oder Klient*innen sowie für gute Arbeit und gutes Geld, für mehr Personal und Entlastung.
„Wichtig in diesem Zusammenhang ist noch, dass sich die Krankenhäuser bei der „Endanrechnung“ auf die politischen Zusagen verlassen können, dass die Kosten, die durch die Pandemie entstehen, ausgeglichen werden. Wird diese Zusage gebrochen werden viele Kliniken massiv in ihrer Existenz bedroht sein.“, so Monika Neuner.
Der ver.di-Vorsitzende Frank Wernecke hatte am 27.3.2020 eine Prämie in Höhe von 500 Euro pro Monat für alle systemrelevanten Beschäftigten für die Dauer der Krise verlangt. Bundesfinanzminister Scholz und Landesfinanzministerin Sitzmann haben daraufhin mitgeteilt, dass für Zuschläge bis 1.500 Euro während der Corona-Pandemie keine Steuern bezahlt werden müssen.