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Die meisten KollegInnen sind schicksalsergeben

Bericht von C.B. Mitarbeiter einer Behindertenwerkstatt in Bayern. Zuerst veröffentlicht auf dem Blog der Gewerkschaftslinken Hamburg.

Ich arbeite in einer Behindertenwerkstatt. Diese Werkstatt betreibt eine Großküche, die täglich etwa 250 Essen kocht. Hauptsächlich werden die Behinderten damit versorgt, aber wir beliefern auch einige Kioske, an denen vorwiegend alte Menschen versorgt werden. An die Großküche ist die Hauswirtschaft mit einer kleinen Wäscherei angeschlossen. In der Küche/Hauswirtschaft arbeiten zwei Gruppenleiter und 12 HilfsarbeiterInnen. Im Betrieb insgesamt dürften etwa 300 Menschen arbeiten (inkl. der Behinderten).

Unser Betrieb ist seit 21.3.2020 auf Weisung des Bayerischen Gesundheitsministeriums geschlossen. Die Schließung dauert voraussichtlich bis 3.5.2020. Ich bin also im Corona-Urlaub und kann nicht viel dazu beitragen.

Vor dem 21.3.20 hat der Betrieb das Abstandsgebot und eine Weisung der Gesundheitsbehörden betreffend der Kantine umgesetzt, sowie die tägliche Desinfektion der Türklinken veranlasst. Die Arbeit wurde so organisiert, dass wir den Mindestabstand von 1,5 m zum nächsten Kollegen einhalten sollten, wo es geht. Wir durften z.B. nicht mehr zu zweit an der Mangel stehen. Betreffend der Kantine wurden die Pausenzeiten entzerrt, der Zutritt zum Speisesaal auf max. 30 Personen begrenzt (Reduzierung der Bestuhlung), und die max. Verweildauer auf 20 min begrenzt.

Das Management und die Sozialdienste arbeiten weiter. Für den Rest gilt ein Betretungsverbot für das Betriebsgelände bis 3.5.2020. Ich kann das Klima nur für meine Abteilung bewerten. Da ist das Klima eher schicksalsergeben. Die meisten meinen ‚Da können wir eh nichts ändern!‘. Es gibt aber einen Kollegen, der ähnliche politische Ansichten hat, wie ich. Er bringt mir manchmal die UZ zum Lesen mit. Bezüglich des politischen Niveaus im Betrieb sind wir aber mehr oder weniger am Verzweifeln. Es gab auch komische Reaktionen der Kollegen. Ein Kollege beschimpfte eine Kollegin wüst, weil sie in die Hände anstatt in die Ellenbogen nieste. Derselbe Kollege wollte mir beim Reinigen der sanitären Einrichtungen auch vorschreiben, wie ich meine Lappen zu wechseln hätte.
Heute habe ich mit dem Betrieb telefoniert. Bis zum 3.5.20 ist weiterhin geschlossen und bis zu diesem Termin will man ein Infektionsschutzkonzept für die Produktion entwickeln. Näheres ist aber noch nicht bekannt.